Würdekompass – Menschenwürde als Gestaltungs-Aufgabe
„Wir haben ein Leben lang Zeit, um den Begriff „Menschenwürde“ mit Leben zu erfüllen.“
(Paul Schibler, Schweizer Aphoristiker, 1930 – 2015)
Paul Schibler deutet an, dass Menschenwürde nichts Greifbares ist, das wir einfach im Leben umsetzen. Vielmehr versteht er Menschenwürde als Gestaltungs-Aufgabe: Der Mensch erweckt Würde erst zum Leben.
Ein paar Fragen, die mir dazu durch den Kopf gehen:
- Warum ist Menschen-Würde die Grundlage aller Gesetze?
- Was bedeutet ein würdevolles Leben für mich, was für Sie?
- Wodurch verleihe ich mir selbst Würde?
- Wie zeige ich anderen, dass ich ihre Würde achte?
- Welche Eigenschaften verbinde ich genau mit würdevollem Verhalten?
- Woran merke ich, wenn meine Würde verletzt wird?
- Oder wenn ich die Würde anderer verletze?
Und wenn Sie jetzt diese Fragen lesen – welche weiteren Ideen, Antworten oder auch Fragen regt das in Ihnen an?
Würdekompass
Ein Kompass gibt Orientierung. Ein Kompass, der sich auf Würde einnordet, führt uns immer wieder zurück auf den Weg zu dem Ziel „gelebte Menschenwürde“.
Es gibt eine Initiative der Akademie für Potentialentfaltung mit dem Namen: Würdekompass. Sie ist eng mit Gerald Hüther verbunden – einem Neurobiologen, der sich nach der Aufgabe seiner Berufstätigkeit mit viel Engagement der Entwicklung menschlichen Potenzials widmet. Dabei stellt er die Frage: Was geschieht, wenn Menschen sich ihrer Würde tatsächlich bewusst werden?
„Würde“ – das war schon immer ein Thema, in jeder Gesellschaft. Doch leider meist erst dann, wenn Menschenwürde eben nicht beachtet oder mit Füßen getreten wurde. Das ist auch heute eine große Herausforderung. Der Vergleich mit einem Kompass passt besonders gut, weil auch ein würdevolles Verhalten immer die aktuelle Auseinandersetzung mit der realen Situation erzwingt. So wie sich Gesellschaft verändert, verändern sich auch die Erwartungen an gelebte Würde. In jeder Kultur geben Menschen dem Wort eine ihrer Denkweise, Religion und Moral angemessene Bedeutung.
Um noch einmal das Bild vom Kompass aufzugreifen: Orientieren wir unseren Lebensweg an Würde, ergeben sich daraus nützliche Verhaltensweisen, die uns helfen, unser Ziel zu erreichen.
Würde spüren und leben
Es ist mehr als eine Vermutung, dass jeder Mensch Würde besitzt: Es ist ein Fakt. Sie ist strukturell im Gehirn verankert und lässt sich dort neurobiologisch nachweisen, sagt Professor Dr. Gerald Hüther. Bemerkbar macht sich ein Gefühl von Würde besonders dann, wenn sie verletzt wird: Wir mögen z.B. Kränkung oder Scham, Minderwertigkeit oder andere ungute Gefühle empfinden. Es gibt wohl niemanden, der das nicht kennt. Jeder hat schon erlebt, dass andere über seinen Kopf hinweg über ihn bestimmen, sich respektlos verhalten und abwertend. Würde wird auch in Momenten spürbar, in denen andere uns klein machen oder uns Fähigkeiten absprechen. Verletzt wird das Gefühl von Würde auch, wenn man uns die Privatsphäre nimmt, massiv unsere Grenzen missachtet oder uns sogar verachtet.
Ich denke, diese Beispiele zeigen auch, was auf der anderen Seite würdevolles Verhalten ausmacht. Mir fallen als erstes Respekt und Achtung ein. Ich denke auch an den Grundsatz: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem anderen zu – wie der Volksmund den Kantschen kategorischen Imperativ salopp formuliert. Und natürlich geht es auch um die Erfüllung menschlicher Grundbedürfnisse und um eine intakte Umwelt. Viele Wege führen ans Ziel. In jeder Lebenssituation kann uns Würde als Kompass für unsere Entscheidung dienen, wie wir uns zeigen, verhalten und im Leben einbringen wollen.
In diesem Sinne – lassen Sie uns gemeinsam den Begriff mit Leben füllen und unser Zusammenleben würdevoll gestalten.
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