Intuition – ein göttliches Geschenk
Sympathisch oder unsympathisch?
Ja oder nein sagen?
Gut oder schlecht?
Bauch oder Kopf – wer entscheidet bei Ihnen? Es gibt häufig Situationen, in denen der Bauch sofort für uns entscheidet: Im Bruchteil von Sekunden schätzt das Unbewusste ein, was der Verstand nicht erfassen kann. Unser tiefstes Inneres hat manchmal Antworten, die keine Argumente brauchen und auf reiner Intuition beruhen. Und oft sind das unsere besten Entscheidungen.
Ist Intuition eine Gabe? Genial? Oder doch einfach nur normal?
Ich denke, Intuition ist ein Geschenk. Jeder hat sie, doch nicht jeder ist sich ihrer bewusst. Intuitiv verarbeiten wir unzählige Eindrücke, Bilder, Gefühle, Informationen und der Organismus weiß dann einfach, was zu tun ist. Der Verstand alleine kann das nicht leisten und für mich ist Intuition alles zusammen: Geschenk und normale geniale Gabe. Albert Einstein sagt es so:
„Die Intuition ist ein göttliches Geschenk, der denkende Verstand ein treuer Diener. Es ist paradox, daß wir heutzutage angefangen haben, den Diener zu verehren und die göttliche Gabe zu entweihen.“
Denksysteme
In seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ erklärt Daniel Kahnemann, dass aus überlebenspraktischen Gründen häufig schlicht keine Zeit ist, um lange zu überlegen und Argumente abzuwägen. Intuitive Entscheidungen werden schnell getroffen. Sie berücksichtigen bereits alles, was wir als bedrohlich oder als angenehm einschätzen, was zu uns passt oder nicht, was wir grade brauchen oder was fatal für uns sein könnte. Intuition und automatische, unbewusste Prozesse bezeichnet er als System I. Das langsame Denken hingegen ist bewusst, braucht aktiv erlerntes Wissen und logischen Verstand, Argumente und Rationalität. Das bezeichnet er als System II.
Hat Einstein recht? Wird System II heute mehr verehrt als System I? Zu recht oder zu unrecht? Was meinen Sie dazu? – Beantworten Sie sich doch mal intuitiv die Frage: Bin ich eher intuitiv oder eher rational geleitet?
Leitfunktion und Frühwarnsystem
Intuition kann wie ein Frühwarnsystem wirken: Wird etwas als bedrohlich interpretiert, meldet sich häufig ein Bauchgefühl oder ein ungutes anderes Gefühl, eine Übelkeit oder Bewegungshemmung. Wird etwas als verlockend und angenehm interpretiert, regt sich beispielsweise Freude im Herzen, fliegen Schmetterlinge im Bauch, steigt der Blutdruck oder kribbelt es. Was für die normalen fünf Sinne noch nicht wahrnehmbar sein mag, kann sich intuitiv wie ein „6. Sinn“ melden. Wer danach handeln möchte, muss spontan seine körperlichen Anzeichen – die Sprache der Intuition – verstehen.
„Gute“ Impulse machen uns auf eigene Bedürfnisse aufmerksam: Fehlt uns etwas? Ist etwas nicht stimmig? Überfordern wir uns? Sind wir nicht einverstanden? Die Antworten spüren wir und wissen, dass wir genauer hinsehen sollten: Welche wichtigen Überzeugungen, Bedürfnisse und Wünsche wollen wahr- und ernstgenommen werden?
„Schlechte“ Impulse funktionieren genauso, auch sie machen uns aufmerksam. Doch sie lenken uns in eine Richtung, mit der wir uns selbst schaden. Ist Intuition z.B. von zu viel Angst gesteuert, nimmt sie uns vielleicht gerade dieses Quäntchen Mut, das genau jetzt nötig gewesen wäre. Stattdessen setzen wir den bekannten Weg fort, einfach weil wir ihn kennen und obwohl er uns nicht zum gewünschten Ziel führt.
Erst spüren – dann denken
Intuition kann uns einengen, kann unsere Selbstentwicklung behindern. Doch wie erkennen wir das? Mögliche Antwort: Durch die Intuition hinter der Intuition. Sie kann uns darauf hinweisen, ob es ein „zu viel“ gibt: zu viel Angst; zu viel Vorbehalte; zu viel Ehrgeiz; zu viel Sucht; zu viel Überschwänglichkeit; zu viel Geltungsdrang – you name it!
Ins Spüren kommen wir, wenn wir für einen Moment innehalten. Hören wir, was der Körper sagt, hören wir, was die Intuition uns auf ihre Weise mitteilt. Dann können wir darüber nachdenken und möglicherweise erkennen, wohin es führt, ihr zu folgen. Zwei einfache Fragen sind hilfreich:
- Ist diese Intuition gerade gut für mich? Hilft sie mir, mich selbst zu verwirklichen und zu sein, was ich bin?
- Ist diese Intuition gerade schlecht für mich? Rät sie mir zu etwas, das mich zu viel schützt, dem ich im Grunde nicht will und ich damit hinter dem zurückbleibe, was ich doch eigentlich bin und sein will?
Entscheidung treffen
Weil das Bauchgefühl einfach nicht zu vernünftigen Argumenten des Kopfes passen will, schieben wir alle schon mal wichtige Entscheidungen vor uns her. Doch wie können wir wissen, was am besten in unser Leben passt?
Im Coaching erweist sich häufig: Das göttliche Geschenk ist mächtiger als der treue Diener. Sie finden Ihre Entscheidung, weil Sie sich Zeit nehmen, Bedürfnisse spüren, Argumente auf Nützlichkeit (für wen?) hinterfragen, Optionen entwerfen … weil Sie wach dafür sind und achtsam, nehmen Sie Ihre tieferen Gefühle und Gedanken wahr. Zunächst muss nichts bewertet werden. Sie nehmen eine Beobachter-Position ein und lernen viel Wertvolles über sich. Sie spüren vielleicht Grenzen, Hoffnungen, Zwickmühlen, Auswege … und was Sie spüren, ist ehrlich und hat einen Platz in Ihnen. Erst wer weiß und erkennt, was in ihm da ist, kann Einfluss nehmen und bewusst etwas verändern.
Coaching ist die Chance, mit sich in Einklang zu kommen und wieder mehr in die eigene Mitte zu finden, zwischen Intuition und rationalem Denken Entscheidungen zu treffen, die genau richtig sind für Sie. Das göttliche Geschenk verehren und den treuen Diener seine Arbeit machen lassen.
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