Schreibst du schon oder denkst du noch?
Da sind viele unsortierte Gedanken in meinem Kopf. Immer wieder überrascht es mich, wie viel und wie durcheinander sich Gedanken präsentieren können; wie schnell wie sich verflüchtigen, wenn man sich ihnen nicht zuwendet; wie überwältigend sie sein können, wenn man ihnen den Platz dafür gibt; wie ziellos sie dahinplätschern, wenn man sie nicht kanalisiert. Wenn ich beginne, meine Gedanken aufzuschreiben, dann verändert sich das.
„Ich schreibe, weil ich nicht weiß, was ich denke, bis ich lese, was ich sage.“
(Flannery O’Connor)
Im Schreiben verdichten sich meine Gedanken. Sie bekommen die Chance, sich zu formieren, sich zu strukturieren, sich sinnvoll zusammenzuraufen. Langsam beginne ich dann zu verstehen, was ich eigentlich denke … Für eine Weile bin ich wirklich bei mir und schlage beim Denken eine Richtung ein. Was dann in die geschriebenen Zeilen fließt hilft mir, es zu verstehen. Ich kann es überdenken. Weiter in die Tiefe gehen. Oder es in seiner Oberflächlichkeit entlarven. Ich lerne, für mich bedeutsame Gedanken zu unterscheiden von jenen, die mich nur verrückt machen wollen, ohne irgendwohin zu führen.
Ja, genau! Du verstehst das schon richtig: Oft sind nicht wir es, die unsere Gedanken kontrollieren, sondern unsere Gedanken kontrollieren uns. Auf eine seltsam nutzlose Weise können sie sich im Kreis drehen, Gespenster an die Wand malen oder alles rosarot färben – wer weiß dann schon, ob es wirklich stimmt, was wir denken?
Schreiben ordnet das Denken
Mir ist es wichtig, in einem guten Kontakt mit meinen Gedanken zu sein. Deshalb habe ich mir angewöhnt, morgens ein paar Dinge aufzuschreiben. Das gibt mir Orientierung und Richtung für den Tag. Mit den geschriebenen Zeilen fließen schließlich auch gedachte Sätze in Kopf und Herz und leiten mich durch den Tag. Ich lese, was ich „sage“ und fühle mich gestärkt, sicherer mit mir selbst, dem gewachsen, was der Tag bringen mag. Mit jedem Mal weiß ich besser, was mir Kraft gibt und mich stärkt, und ich kann mich darauf konzentrieren.
Ich verrate euch jetzt ein paar Dinge, über die ich morgens häufig nachdenke und auch etwas dazu aufschreibe:
- An erster Stelle ein paar Dinge, für die ich dankbar bin. Weil mir das ein sehr gutes Gefühl macht, mich daran zu freuen. Ich halte es wirklich für einen unglaublich guten Start in meinen Tag zu fühlen, was mich dankbar macht.
- Vielleicht beschäftigt mich auch noch ein Traum aus der Nacht. Dann schreibe ich auf, was immer an Resten oder Traumfetzen da ist. Hm, interessant …
- Und wie fühle ich mich eigentlich an diesem Morgen? Was brauche ich, damit ich mit einem guten Gefühl in den Tag starten kann?
- Das führt mich zur nächsten Frage, nämlich was an diesem Tag auf dem Programm steht. Im Geist gehe ich es kurz durch und ich schreibe auf, was ich tun will, um den Tag zu einem guten Tag werden zu lassen.
- Dann bin ich langsam bereit. Halt – eine Affirmation am Morgen tut mir gut, sie kann mich durch den Tag begleiten: Ich bin dankbar. Ich achte meine Grenzen. Ich bin entschlossen zu tun, was nötig ist. Ich kann.
Manchmal habe ich mehr Zeit, ein anderes Mal nur fünf Minuten – das spielt keine Rolle. Ich bin flexibel. Doch meine Erfahrung zeigt mir, wie viel fokussierter und selbstsicherer mich das Schreiben macht. Wie es mir Halt gibt und mir hilft, mich weiterzuentwickeln, nicht stehen zu bleiben. Meinem Tagebuch vertraue ich ehrlich alles an, was ich sonst nicht mal zu denken wage …
Tagebuch schreiben ist wieder modern
Und das ist gut so, finde ich. Nicht nur als Andenken oder Dokumentation wertvoller Erlebnisse, oder weil es ein Ventil für alles Mögliche ist, sondern weil es außerdem noch so viele andere hilfreiche Funktionen übernehmen kann:
- Es hilft gegen Einsamkeit, weil es wie ein Freund sein kann.
- Es kann eine Quelle der Inspiration sein, für deine Ideen, deine Wünsche und Hoffnungen.
- Es dient der besseren Planung deiner Tage, deiner Ziele, deines Erfolgs.
- Es hilft dir, Konflikte zu bewältigen, dir alles von der Seele zu schreiben.
- Es lässt Dinge klarer, deine Gedanken verstehbarer werden.
- Niemand urteilt, keiner bewertet dich. Nur du erkennst dich selbst.
- Hier ist Platz für Selbstreflexion und deine Persönlichkeitsentwicklung.
„Tagebuch schreiben ist eine Quelle der Berührung mit dir selbst“, habe ich gelesen. Das kam mir sehr klug vor und ich dachte: Ja, ganz genau so ist es! Das sind wertvolle Momente, für die sonst wenig Platz im Leben ist. Denn wenn wir uns nicht mehr selbst begegnen, uns nicht selbst mit unseren Gedanken berühren, besteht die Gefahr, uns ganz aus den Augen zu verlieren. Uns selbst zu verlieren.
In diesem Sinne – versuch es mal! Schreib auf, was du „sagst“ und schau, ob du verstehst, was du denkst. 😉 Das ist gerade in Zeiten weniger erwünschter Begegnungen mit anderen ein Weg, sich zumindest selbst zu begegnen.
Liebe Konstanze,
vielen Dank für deine persönlichen Worte am heutigen Sonntag!
Es tut mir gut, deinen Newsletter zu lesen und deine Anregungen verändern meinen Alltag!
Vielleicht magst du auch Lachyoga ? Ich habe einen Link von meiner Freundin Lena Hannemann, die seit Jahren mit weiteren Lachyogafrauen den Weltlachtag in Hannover gestaltet hat zu einer Zoom Lachparty (Kostenfei). Die Party findet ab heute jeden ersten Sonntag im Monat von 11- 11.30 statt.
Der Link darf verbreitet werden und in der Welt geteilt werden. Ich würde mich sehr freuen Dir am 6.12.20 lachend zu begegnen!
Auf Nachfrage erhältst du den Link bei mir.
Möge, es dir wohlergehen!
Herzliche Grüße,
Silke Sander
(Studentin Sozialer Arbeit aus Hannover)
Liebe Silke,
danke dir für deine Rückmeldung, es macht mich froh, dass dir guttut, was du liest, und du es annehmen kannst.
Lachyoga kenne ich noch nicht aus persönlicher Erfahrung. Eine Zoom-Lachparty klingt einladend, ich muss schon lächeln, wenn ich daran denke und es mir vorstelle. Gerne darfst du den Link auch in die Kommentare stellen!
Ja, wäre schön, dir am 6.12.20 lachend zu begegnen. :-) Danke dir für den Hinweis.
Herzlichste Grüße zurück, liebe Silke und alles Gute!