Du bist unvollkommen? Das ist perfekt!
Von dem Streben nach Perfektionismus sind viele Menschen geplagt. Leider. Perfekt sein zu wollen und es doch nicht sein zu können, sorgt mit ständiger Selbstkritik oder gar Selbstentwertung für niederschmetternde innere Dialoge. Vielen von euch erzähle ich sicher nichts Neues, wenn ich sage, dass solch quälende Gedanken von schmerzlichen Gefühlen begleitet werden.
Ist das denn normal?
Wie bei allem anderen auch, ist es das Maß, welches über normal oder krankhaft entscheidet – in der Fachsprache heißt das funktional bzw. dysfunktional. Denn natürlich ist es normal und wünschenswert, dass ein Mensch sich Ziele setzt und auch hohe Standards für sein Handeln festlegt. Lebensfreude und Lebenslust treiben uns an, etwas in der Welt bewirken und erreichen zu wollen. Etwas Großartiges zu vollbringen, ist erfüllend und befriedigend, da gibt es keinen Zweifel. Genau weil Menschen so sind, leisten sie manchmal tatsächlich Übermenschliches.
Wie hoch ist hoch genug?
Wie hoch dürfen Ziele gesteckt sein? Es gilt, ein für dich rechtes Maß zu finden. Als Faustregel empfehle ich: Gib dein Bestes und mach es, so gut du kannst. Nicht mehr und nicht weniger. Die Erfahrung lehrt, dass manchmal mehr möglich ist und ein anderes Mal weniger. Ist eigentlich einleuchtend.
Hast du aber überhöhte Erwartungen an dich selbst und glaubst, du musst immer Spitzenergebnisse erreichen, dann ist Scheitern vorprogrammiert. Es empfiehlt sich deshalb, mit Scheitern würdevoll und angemessen umgehen zu lernen – es sozusagen als Normalität anzunehmen. Schließlich ist es völlig in Ordnung, zu hoch gesteckte Ziele nicht ganz (nicht immer?) zu erreichen. Wer häufig viel zu viel von sich selbst erwartet, lernt das auf die harte Tour.
Was erwartest du von dir?
Wenn du merkst, dass du deinen eigenen Standards nur schwer gerecht wirst, dann liegt es aller Wahrscheinlichkeit nach gar nicht an dir, sondern an deinen zu hoch gesteckten, unrealistischen und perfektionistischen Erwartungen. „Zu“ hoch heißt: unerreichbar. Besser geht immer! Aber perfekt? Wer wollte auch den Standard dafür setzen, wann etwas wirklich perfekt ist? Was dem einen vielleicht schon lange genügt, ist für den anderen noch immer nicht gut genug … Du alleine muss entscheiden, ob das, was du tust, genügt. Es ist die Lebenskunst der Gelassenheit. Den Perfektionismus zu lassen.
Schritte zur Akzeptanz
Ein erster Schritt dorthin kann sein, mit den „gefühlten“ Misserfolgen annehmender und konstruktiver umzugehen zu lernen. Nimm einfach mal an, du stündest einem Misserfolg wohlwollend gegenüber. Du könntest gelassen bleiben, etwas daraus lernen und akzeptieren, dass nicht immer alles gelingt.
Nächste Schritte folgen: Misserfolge annehmen, ermöglicht die gedankliche Annäherung daran, dass du gar nicht perfekt sein musst. Das macht dich nur menschlich und auch liebenswert. Du könntest auch mal über dich lachen und es mit Humor nehmen. Und schließlich gewöhnst du dich an den Gedanken, dass es in Ordnung ist, „nur“ so gut zu sein, wie du tatsächlich bist. Dich mit 80% zufrieden zu geben. Deine Grenzen nicht über Gebühr zu strapazieren. Dich nicht ständig zu überfordern. Dich selbst in deiner vollkommenen Unvollkommenheit zu akzeptieren.
Du selbst bist dein Maßstab
Sei zu dir selbst freundlich
Ist dir dieses Denken vertrauter geworden, ist der nächste Schritt möglich. Dein Selbstbild verliert an Härte. Du musst dich nicht mehr verurteilen, sondern du kannst dich zunehmend mit Wohlwollen betrachten. Es ist in Ordnung, menschlich zu sein, mal keine Lust zu haben, dich mal zu verweigern und nicht das zu tun, was du sonst eigentlich für richtig hältst. Sei dir einfach selbst freundlich gesonnen, gerade dann, wenn du mal nicht so gut funktionierst.
Im Sinne von Selbstakzeptanz und dringend notwendiger Selbstliebe formuliere ich heute die obige Affirmation um und empfehle, den folgenden Satz so oft es möglich ist innerlich zu sagen:
„Auch wenn ich vollkommen unvollkommen bin, liebe und achte ich mich so, wie ich bin.“
Mehr zu diesem Thema: » Perfekt sein ist nicht alles
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