Lust oder Unlust – das ist hier die Frage
„Dazu hab ich jetzt keine Lust!“ – Wie häufig spukt dieser Satz in Ihrem Kopf herum und ist der Grund dafür, dass Sie etwas nicht tun? Vielleicht schieben Sie es auf später, oder Sie nehmen es sich für morgen vor. Hoffentlich haben Sie dann Lust darauf!
Sie sind nicht alleine, das Phänomen kennen viele Menschen. Es ist mehr als nur ein Gedanke, der uns daran hindert, das zu tun, was wir tun sollen. Es ist ein Un-Lust Gefühl, das durch und durch geht und uns auf machtvolle, fast unerklärlich magische Weise lahm legen kann.
Alltägliche Unlustgefühle?
Vorsicht! Hier ist nicht von Gefühlen die Rede, die Sie aufgrund einer Depression heimsuchen. Ich spreche von einem Gefühl, das aus einem Vermeidungs-Interesse heraus entsteht: Die vor Ihnen liegende Aufgabe ist Ihnen zu lästig, zu anstrengend, löst uneingestandene Ängste aus oder Abneigungen, „stiehlt“ Ihnen Zeit für anderes.
Oder alleine die Tatsache, dass Sie etwas tun müssen, löst dieses Unlustgefühl aus und ruft ein anderes Bedürfnis auf den Plan. Sie haben plötzlich Hunger oder Durst, müssen mal an den Kühlschrank. Ihnen fällt etwas ganz Wichtiges ein, das Sie vorher unbedingt noch erledigen wollen. Sie fühlen sich vielleicht auch so erschöpft, dass einfach nichts mehr geht … Kurzum, Sie entwickeln ein Bedürfnis, das Hand in Hand mit der Unlust daherspaziert.
Unlust kann gut sein. Sie kann aber auch weniger gut sein.
Unlust kann ein Anzeichen dafür sein, dass es tatsächlich an der Zeit ist, eine Pause zu machen. Sie kann auch dazu führen nochmal zu überlegen, ob die Sache sinnvoll ist und es sich wirklich lohnt, weitere Energie zu investieren.
Ob es sich lediglich um ein unkompliziertes Gefühl handelt, das Sie manchmal einfach haben, oder ob die Unlust zum Persönlichkeitsproblem wird, das können nur Sie selbst wissen. Sie werden es spüren und entscheiden, wie viel Aufmerksamkeit das Thema bei Ihnen braucht. Wer über die vielen Formen der Aufschieberitis nachlesen und sich über mögliche Strategien, der Falle zu entkommen, weiter informieren möchte, der findet eine Menge Interessantes auf der Seite von Bernd Klein mit dem Titel „Prokrastination“ , auf der er Ergebnisse aus einer umfangreichen Studie dazu vorstellt.
Es geht um mehr
Zurück zur Eingangsfrage: Lust oder Unlust – ist das hier wirklich die Frage, auf die es ankommt?
Ich bin der Meinung, ganz häufig kommt es schon darauf an, mit Lust bei der Sache zu sein. Denn was wir mit Freude tun, gelingt uns allemal besser. Es erfüllt uns und wir erleben vielleicht sogar ein Gefühl von Flow. Flow löst unter anderem sogar Glücksgefühle aus. Und weil wir nur dieses eine Leben haben, sollten wir so häufig wie möglich mögen, was wir tun.
Manchmal aber kommt es nicht darauf an, Lust dazu zu spüren, wenn wir eine Aufgabe vor uns haben. Vor allem dann nicht, wenn uns wenig Wahl bleibt und die Sache einfach getan werden muss – weil wir sonst Probleme bekommen, die wir nicht haben wollen. In diesen Fällen hilft eigentlich nur noch, die Einstellung zu ändern. Aber wie kann das gelingen?
Zum Beispiel so, dass Sie die Aufgabe nicht isoliert sehen. Gehen Sie in die Vogelperspektive und schauen Sie, in welchem Zusammenhang es für Sie wichtig ist, zu erledigen was ansteht, und welchem Ziel es dient. Dort wollen Sie hin – also richten Sie auch den Blick darauf und sehen die momentane Aufgabe als kleines Puzzleteilchen, das im Gesamtbild notwendig ist. Dann macht eine Aufgabe plötzlich mehr Sinn.
Gehen Sie in Kontakt mit Ihrer Motivation und Ihren Werten. Anstatt sich von dem Gedanken, keine Lust zu haben, lahmlegen zu lassen, stellen Sie eine andere Frage, vielleicht wie es sich anfühlen wird, wenn die Aufgabe erledigt ist, oder wie Sie das behindernde Gefühl möglichst schnell überlisten und durch ein hilfreicheres ersetzen können. Schalten Sie um – geben Sie dem Unlustgefühl nicht mehr Raum, als wirklich nötig ist. Durchschauen Sie es und setzen Sie ihm etwas entgegen! Es geht schließlich um mehr. Was sind ein paar ungeliebte Aufgaben im Vergleich zu dem Vorhaben oder Ziel, das dahintersteht? In diesem Licht gesehen könnten sie dann sogar Spaß machen, oder?
Lebensweisheit
„Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden.“, sagte schon Johann Wolfgang von Goethe, und das gilt heute immer noch. Jeden Tag. Vielleicht hilft es in einigen Fällen bereits, sich an dieses Zitat zu erinnern, um sich wieder aus einer momentanen Unlust herauszumanövrieren.
Ein Stück einfacher Lebensweisheit hilft oft weiter. Das Problem ist nicht, es zu wissen. Das tun wir. Die Schwierigkeit ist, achtsam genug zu sein und zu spüren, wann die Gefühle uns gerade einen Streich spielen. Sind wir achtsam, wird uns bewusst was passiert und wir haben eine Wahl.
Darauf kommt es an: sich dieser Wahl bewusst zu bleiben. Nichts zu tun, ist auch eine Wahl. Mich persönlich unterstützt in hartnäckigen Fällen meine Affirmation: „Ich tue das gerne, was ich tun muss.“ Damit habe ich wieder das Gesamtbild vor Augen, in welches mein Handeln eingebunden ist. Das fühlt sich gut an.
Manchmal ist es so einfach wie das: Nicht fragen, einfach tun. – Just do it!
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