Liebevolle Selbstgespräche
Wir alle führen Selbstgespräche. Das ist ganz normal. Aber haben Sie einmal darauf geachtet, WIE Sie mit sich selbst sprechen? Loben Sie sich viel und häufig und sind mit sich selbst zufrieden, wie Sie das Leben meistern? Dann denken Sie vielleicht Sätze wie „Ich bin begeistert, das habe ich mal wieder richtig gut gemacht!“ und klopfen sich auf die Schulter. Das ist gut so! Sie gehören zu einer glücklichen Minderheit.
Der innere Kritiker
Doch für viele Menschen ist es nicht selbstverständlich, sich ihre Erfolge bewusst zu machen und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Bei weitaus mehr Menschen hat der innere Kritiker die lautere Stimme. Er drängt sich ständig in den Vordergrund und hadert mit allem, was wir tun. Hier sind wir zu langsam, dort zu schnell, hier zu wenig perfekt und dort hätten andere die Aufgabe besser erledigt. Wir sind zu schlapp, zu ineffektiv, zu blass.
So schafft es der innere Kritiker, uns unzufrieden zu machen. Wir sehen häufiger Fehler und Mangel als Gelungenes und Fülle. Innerlich baut sich eine Das-hätte-ich-doch-besser-machen-können/müssen-Mentalität auf und zermürbt uns. Wir fühlen uns unsicher und der Gedanke im Hintergrund „Ich bin nicht gut genug“ schwebt wie ein Damoklesschwert über allem, was wir anpacken.
Die inneren Stimmen
Für Selbstwertgefühl und Selbstachtung ist es fatal, diesem inneren Kritiker zu viel Platz einzuräumen. Mit ständiger Kritik und dauerndem Nörgeln zerstören wir Lebenslust und töten den alles entscheidenden Glauben an uns selbst. Deshalb bezeichne ich es als gute Selbstfürsorge, auf unsere inneren Stimmen zu achten. Wir sollten bemerken, wer gerade in uns zu uns spricht, und wir sollten auch Verantwortung dafür übernehmen.
Manchmal mag Selbstkritik durchaus angebracht sein und selbstverständlich machen wir nicht alles wirklich perfekt (wenn überhaupt). Und gerade dann haben wir es verdient, dass wir würdevoll und anerkennend mit uns selbst reden, dass wir trotz möglicher Fehler das Gelingende anerkennen. Wir entscheiden über den Schwerpunkt unserer Perspektive und nehmen damit Einfluss auf unser subjektives Gefühl – ob wir aufgeben oder Mut fassen.
Der innere Freund
Im Umgang mit anderen Menschen haben wir die Bedeutung von Anerkennung erkannt: Sie lockt das Beste aus ihnen hervor, lässt sie aufblühen und ermöglicht ihnen Entfaltung. Das stimmt auch für Selbstgespräche. Begegnen wir uns selbst mit dem Verständnis eines Freundes, der das Beste aus uns herausholen will, dann reden wir mit hoher Anerkennung mit uns selbst. Ja, wir dürfen stolz auf uns sein, wenn etwas gelingt, wir dürfen uns für den Versuch loben, wir sollten uns selbst auf die Schulter klopfen für jede Herausforderung, der wir uns gestellt haben.
Und auch wenn wir Fehler machen, nutzen wir sie, um es nächstes Mal besser zu machen. Wir hören uns Kritik an, um Schwächen zu erkennen. Wir würdigen und umarmen unsere Schwächen, weil sie uns genauso wie unsere Stärken authentisch und menschlich machen. Beides macht uns aus.
Schenken wir uns tägliche Selbstanerkennung in dem, was uns gelingt, und in dem, was uns weniger gut gelingt! Ermöglichen wir uns selbst Entfaltung und Aufblühen! Und gerade dann, wenn wir uns innerlich heftig kritisieren, wenn wir unzufrieden sind, wenn unsere Gefühle machen, was sie wollen – was aber wir selbst überhaupt nicht fühlen wollen! -, wenn es also innerlich richtig schwierig ist, mit uns selbst auszukommen, gerade dann ist es wichtiger denn je, verständnisvoll und zugewandt mit uns selbst umzugehen und uns selbst wie einem geliebten Freund zu begegnen.
Hier fängt Selbstliebe an. Hier zeigt sich, wie wir uns selbst annehmen können. Hier haben wir die Chance zu lernen, wie wir uns mitfühlend begegnen können – wie wir, unser Herz in Händen haltend, uns Zeit geben, uns Trost spenden, uns Mut zusprechen.
„Wenn du dich nach Segnung sehnst, mein Freund,
wenn es Liebe ist, was du suchst,
dann sei selbst diese Segnung,
sei selbst das Licht der Liebe,
sei das, was du bist!“
(frei übersetzt aus einem Gedicht von Jeff Foster)
Das Original:
How to receive blessings
Awareness is the greatest blessing.
The most precious gift you can give.
All your thoughts and feelings long for it.
As the flowers thirst for sunlight.
As the thirsty long for water.
As the rivers seek the ocean.
As this exhausted world yearns for peace.
As a child waits for mother.
Bless all that arises with your sacred attention.
Bless sadness.
Bless fear.
Bless anger.
Bless shame.
Bless joy.
Bless every thought.
If you long for a blessing, friend,
if it’s love you seek,
then be that blessing,
be the light of love,
be what you are!
Toller Artikel! Ich stimme Ihnen zu. Natürlich ist Selbstkritik auch hilfreich und fördernd, wobei man sich immer das Positive aus jeder Kritik holen sollte. Da darf man nicht nachtragend sein und sich lange darüber ärgern, dass etwas anders gelaufen ist, als geplant. Denn genau das zieht uns runter und hindert uns am Weitermachen. Ich denke auch, dass das Leben Balance findet, wenn man sich selbst mag. Man muss sich selbst kennen lernen und für sich da sein, um das Leben in Harmonie genießen zu können. Ich finde Ihre Beschreibung des inneren Freundes super! Und auch das Gedicht ist wundervoll! Danke für den schönen Beitrag!
Liebe Grüße,
René Klampfer
Ohne Selbstkritik ist auch kein Wachstum möglich, sie ist so wichtig wie die Selbstanerkennung. Beides zusammen führt zu einem ausgewogenen Selbstwertgefühl. Danke für den Kommentar, lieber René, ich freue mich vor allem auch darüber, dass Sie die Schönheit des Gedichtes erwähnen :-) – es berührt mich ebenfalls sehr.
Ihre
Konstanze Quirmbach