Die Gedanken sind frei …
Welch ein Glück, dass unsere Gedanken frei sind. Mit Inbrunst habe ich als junger Mensch dieses Lied gesungen und nichts als den Geist freier Gedanken dabei gemeint. Wir können denken, was wir wollen, und niemand kann uns in den Kopf schauen.
Heute hat sich das alles ein bisschen relativiert. Zum einen habe ich erkannt, dass Gedanken gar nicht ganz so frei sind. Zum anderen schauen uns die Wissenschaftler inzwischen ganz schön genau in die Köpfe hinein. Zum Glück stimmt es noch immer, dass sie nicht unsere Gedanken lesen können. Doch sie erforschen, was wo im Gehirn passiert und wie das alles zusammenhängt, wie Denkprozesse und Gefühle sich gegenseitig bedingen und zu Entscheidungen und Handlungen führen.https://seelennahrung.info/gedichte/
Die Forschungsergebnisse helfen auch jedem einzelnen von uns, sich selbst besser zu verstehen und darüber nachzudenken, wie Gedanken uns als Person prägen, wie wir sie in Gefühle übersetzen und wie eng das im Zusammenhang steht mit allem, was wir tun. Und vor allem auch mit dem, was wir dann eben nicht tun.
Frei von Gedanken?
Weil Gedanken offenbar eine sehr entscheidende Rolle spielen, stelle ich die Frage: Wie frei ist der Mensch von seinen Gedanken?
Grundsätzlich kommen und gehen uns tausende von Gedanken täglich, stündlich, minütlich durch den Kopf. Im Internet kursiert die Zahl von 40 bis 60 Tausend Gedanken pro Tag, das macht 30 bis 40 Gedanken pro Minute! Freiheit im Kopf ist also eine individuelle Leistung, eine bewusste Entscheidung, welche Gedanken ich festhalten will, welchen ich Kraft, Nahrung und Bedeutung gebe, welche ich loslasse, weil sie nicht hilfreich, zielführend oder unterstützend sind, welchen ich mehr Raum gebe und welche ich zum Schweigen bringe. Freiheit von Gedanken oder Ruhe im Kopf muss ich mir bewusst nehmen.
Gedankenfreiheit
Alles in allem lässt sich sagen: Niemand ist wirklich frei. Auch die Gedanken nicht so ganz. Ohne dass wir Einfluss darauf hätten, werden wir zunächst von unserem Umfeld stark geprägt. Eltern, Lehrer, Verwandte, die Gesellschaft, in der wir leben, die Religion – all dies formt unsere Sicht von der Welt und damit unsere Gedanken ganz wesentlich vor.
Gedankenfreiheit ist daher als relativ zu betrachten. Wird das aber klar, dann gewinnen wir Freiheit. Mit Neugierde und Wissendurst schaffen wir uns neue Freiräume, weil wir Unterschiede verstehen lernen und begreifen, was frei und was unfrei macht. Diejenigen, die hinsehen und sich auseinandersetzen, können sich aus Abhängigkeiten im Denken lösen. Das gilt im Großen – für Kulturen und Gesellschaft – und auch im Kleinen, also im eigenen Umfeld von Familie, Arbeit, Beziehung und in Bezug auf eigene Gedanken.
„Ich denke, was ich will und was mich beglücket …“
Ich bin nicht, was ein Gedanke mir suggeriert. Nicht „Ich bin halt so“, sondern „Ich habe den Gedanken, ich wäre so.“ So ist es. Ich gebe einem Gedanken Raum oder lasse ihn los und denke einen anderen Gedanken. Ich kann aktiv denken! Ich kann mich distanzieren von einem Gedanken oder ihn näher an mich heranlassen und die Prozesse damit unterstützen, die ich haben will und die mir nützlich sind. Ich bin so frei und wähle aus, welche Gedanken zu mir passen. Das ist meine Freiheit.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen einen von Gedankenfreiheit beflügelten Mai!
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