Positives Denken – Positive Psychologie
Auf den ersten Blick könnte man meinen, die beiden Begriffe hätten sehr viel miteinander zu tun. Doch tatsächlich ist die Verbindung nicht so eng, wie die Verwendung des Eigenschaftswortes ‚positiv‘ auf dem Etikett suggeriert. Beim zweiten Blick und genaueren Hinsehen zeigen sich grundlegende Unterschiede.
In meinem Newsletter vom Juli 2014 habe ich eine kurze Zusammenfassung zur Grundidee der Positiven Psychologie geschrieben. Hier zeigt sich die klare Unterscheidung: Glück kommt durchs Tun, nicht durchs Denken – das jedoch eine Voraussetzung für das Tun ist.
Was ist den beiden gemeinsam? Verbindend ist die Überzeugung, dass es sich leichter lebt, wenn man mit Optimismus und guten Gefühlen durchs Leben geht. Optimisten leben länger, sind gesünder und erfolgreicher, werden seltener dement oder depressiv, sind weniger gestresst, lösen ihre Probleme kreativer. Dies sind die Ergebnisse von Studien auf dem Gebiet der Gesundheitspsychologie im Jahr 2010. Sie haben sich seither in weiteren Studien bestätigt und machen deutlich, dass Optimisten es in vielerlei Hinsicht einfach leichter im Leben haben. Grund genug, sich näher damit zu beschäftigen, finde ich! ;-)
Was kann Positives Denken leisten?
Man geht davon aus, dass durch konstante positive Beeinflussung bewussten Denkens eine optimistische Grundhaltung erreicht werden kann. Dabei vertraut man zum einen auf die Kraft der Selbstsuggestion und Visualisierungen, zum anderen auf das ungeschriebene Gesetz, dass Vorstellungen und Gedanken die Tendenz haben, sich zu verwirklichen: Das Gesetz der Anziehung sagt, dass du am besten nur das denkst, was du dir wünschst und wie die Welt für dich aussehen soll. Dann ziehen deine Gedanken diese Realität an. Die Grenzen zur Esoterik sind fließend.
In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurde dieses Verständnis des Positives Denkens zu einem Programm, das diesen Begriff bis heute prägt. Nur noch als Smiley durch die Welt zu gehen, muss jedoch in der Sackgasse enden und ist weit entfernt von jeglicher Realität. Es macht keinen Sinn, alles Negative aussperren und einfach mit positiven Gedanken die Realitäten ignorieren zu wollen. Hilfreich und wirkungsvoll können positive Gedanken dann sein, wenn auch das Negative integriert wird – im Sinne des halbvollen Glases.
„Das Glück Deines Lebens hängt von der Beschaffenheit Deiner Gedanken ab.“
„Unser Leben ist das Produkt unserer Gedanken.“
(Mark Aurel)
Der Glaube an die enorme Kraft der Gedanken hat eine lange Tradition in Philosophie und Literatur und die Bedeutung des gedachten und gesprochenen Wortes hat die Menschen zu allen Zeiten tief beeindruckt. Zusammenhänge sind offensichtlich nicht von der Hand zu weisen, was wir alle aus eigener Erfahrung bestätigen können.
Wie verhält es sich nun mit der Positiven Psychologie?
Nun, sie kommt ohne den Glauben an esoterische Gesetze oder Annahmen zur Anziehung aus. Sie beruft sich auf Studien der modernen Wissenschaften, vor allem der Neurobiologie und Emotionsforschung.
Danach baut „wahrhaftes Wohlbefinden“ (real wellbeing) auf diesen 5 Säulen – PERMA – auf:
1. Positive Gefühle
2. Engagement und Flow
3. Beziehungen (relationship)
4. Lebenssinn (meaning)
5. Lebenswerk und Errungenschaften (accomplishment)
Um „wahrhaftes Wohlbefinden“ zu erreichen, brauchen wir sechs Tugenden: Weisheit+Wissen; Mut; Menschlichkeit; Gerechtigkeit; Mäßigung; Transzendenz. Diesen Tugenden sind wiederum 24 Stärken zugeordnet. Jeder Mensch besitzt ausreichend Stärken in sich, mit denen er sein Leben tugendvoll im Sinne der 5 Säulen gestalten kann. Dabei spielt es keine Rolle, welche speziellen Stärken dies sein mögen; wichtig ist, dass sie häufig angewendet werden und wir uns der damit verbundenen guten Gefühle bewusst sind.
Übungen des täglichen Lebens unterstützen uns dabei auf einfache Weise, wie zum Beispiel tägliche Dankbarkeit. Um ein Gefühl für mehr Lebenssinn (meaning), zu entwickeln, reicht es schon, sich täglich bewusst zu werden, wofür man dankbar ist. Ähnliches gilt für die Entwicklung guter Gefühle. Die einfache Übung, sich täglich drei Dinge bewusst zu machen, die wir mit positiven Emotionen verbinden, wirkt nachhaltig. So banal es auch klingen mag, so gut ist der Erfolg gerade dieser einfachen Übungen wissenschaftlich durch zahlreiche Studien belegt.
Eigene Stärken, gute Gefühle
Während also die Vertreter des Positiven Denkens dazu auffordern, möglichst viele aufmunternde und motivierende positive Sätze zu sagen, um Probleme von sich fernzuhalten, setzen die Vertreter der Positiven Psychologie darauf, eigene Stärken und gute Gefühle immer besser kennenzulernen, sich ihrer bewusst zu werden und sie absichtsvoll und so häufig wie möglich gezielt einzusetzen, um Probleme kreativ zu lösen. Man könnte auch sagen: Nutze das, was du schon hast; tue mehr von dem, was du gut kannst; achte auf die Momente guter Gefühle, verlängere sie aktiv und verschaffe dir bewusst mehr davon.
Dieser Beitrag kann natürlich nur eine sehr verkürzte Darstellung wiedergeben und ich hoffe, Sie verzeihen mir das. Meine Absicht ist, Ihr Interesse zu wecken. Meine Hoffnung ist, dass Sie beginnen, mehr auf Ihre Stärken zu achten. Und vielleicht entwickelt sich dann zunehmend der Wunsch in Ihnen, sich wirklich häufiger gut zu fühlen und das dann ganz bewusst zu genießen. Das wäre doch insgesamt absolut positiv!
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