Wie nehmen Sie die Menschen?
„Wenn wir die Menschen nur so nehmen, wie sie sind, so machen wir sie schlechter.“
Viktor E. Frankl erntet von seinen jungen Zuhörern großen Beifall und herzliches Lachen, als er in seinem Vortrag „Why to believe in others“ diesen Satz ausspricht. Den Applaus nimmt Viktor E. Frankl (Philosoph und Gründer der Logotherapie) nicht für sich in Anspruch.
„Ihr Applaus ist voreilig“, sagt er und klärt die Zuhörer darüber auf, dass die Lorbeeren Johann Wolfgang von Goethe verdient hat. Mit Nachdruck wiederholt und vervollständigt er das Zitat: „Wenn wir die Menschen nur so nehmen, wie sie sind, so machen wir sie schlechter; wenn wir sie behandeln, als wären sie, was sie sein sollten, so bringen wir sie dahin, wohin sie zu bringen sind.“
Ich höre in dem Beifall und dem Lachen Befreiung und Hoffnung: Welche Erleichterung, dass der Glaube anderer Menschen an uns unser besseres Selbst hervorlockt! Und welche Hoffnung weckt es, dass wir das Gute in anderen sehen können, selbst wenn es nicht zu allen Zeiten offenliegt. Durch den Glauben bauen wir eine Brücke für vorhandenes Potenzial, öffnen Türen. Wir schenken Vertrauen. Die Art und Weise, wie wir andere ansehen, was wir ihnen sagen und wie wir uns ihnen gegenüber verhalten, hat großen Einfluss und wir verfügen damit über eine essentiell wichtige zwischenmenschliche Kraft.
Was wir aussenden, kehrt zu uns zurück
Wir erfahren dieses Vertrauen selbst und spüren die Motivation, die in dem Glauben anderer Menschen an uns liegt.
Wenn andere Ihnen sagen, dass sie an Ihren Erfolg glauben, dass sie an Ihre Fähigkeiten und Talente glauben, dass sie wirklich „gut“ in etwas sind, dann bewirkt das mehr als nur wohltuende Unterstützung, es verleiht enorme Kraft. Ihr Gegenüber spiegelt Ihnen, was in Ihnen steckt – oft in Augenblicken, wenn Sie selbst es gerade nicht sehen können.
In solchen Momenten kann uns bewusst werden, was wir sonst vielleicht nur erahnen oder vage erspüren. Wir erfahren eine Stärkung des Selbstwertgefühls und fühlen uns angespornt, mehr zu geben, den Glauben an uns nicht zu enttäuschen. Weil uns dieser Spiegel vorgehalten wurde, sind wir ein bisschen mehr das, was wir sein können.
In meiner Kindheit hat man mir erzählt, es sei unpassend, sich selbst zu loben. Dies sollte weder in Gedanken noch in Worten passieren. Mich zu loben, sollte anderen vorbehalten sein, und es war erwünschtes Verhalten, dann den Kopf zu senken oder gar das Lob kleinzureden. Meiner Meinung nach wurde ich zu einer schädlichen und falschen Bescheidenheit erzogen, die geeignet war, den Glauben an mich selbst zu untergraben.
Zu meinem großen Glück habe ich andererseits viel Ermutigung durch meine Eltern erfahren. Sie stellten immer meine Talente und Sonnenseiten heraus und zeigten ihre Freude darüber. Es waren diese Momente, die mir Mut gaben und mich prägten – mehr als alles andere. Der Glaube meiner Eltern, Großeltern und Lehrer an mich und an das, was ich sein konnte, hat mir das Selbstvertrauen gegeben, vieles auszuprobieren. Auf einer intellektuellen Ebene ebenso wie auf einer praktischen.
An andere zu glauben, baut eine Brücke und lädt zur Entfaltung vorhandenen Potenzials ein. Nicht nur den Menschen zu sehen wie er ist, sondern vor allem auch so, wie er sein kann – darin liegt ein großer Wert, den ich an mir selbst erfahre und der sich in Begegnungen mit anderen Menschen bestätigt. Der Rat aus berühmtem Mund hat für mich persönlich große Alltagstauglichkeit.
Erleben Sie selbst den Witz und die Kraft von Viktor E. Frankl: „Why to believe in others.“ Viel Freude beim Zusehen und Zuhören.
Ach ja natürlich, wie unaufmerksam von mir! Danke für den Hinweis, das wollte ich natürlich schreiben und verbessere es auch sofort. Danke für Ihr aufmerksames Lesen!
Guten Tag,
Sie schreiben auf Ihrer Webseite:
Viktor E. Frankl (Philosoph und Gründer der Logopädie)
Ich darf berichtigen: Viktor E. Frankl ist Begründer der LogoTHERAPIE.
Schöne Grüße
Ralph Schlieper-Damrich