Perfekt sein ist nicht alles
Mach es perfekt!
Was heißt es eigentlich, etwas perfekt zu machen?
Die Statistik sagt, dass sehr viele Menschen perfekt sein wollen. Sie denken, sie können es damit allen recht machen. Dann hätte niemand etwas auszusetzen und an ihnen herumzumäkeln. Es ist ein tiefes Bedürfnis des Menschen, wenn nicht sogar sein tiefstes Bedürfnis überhaupt, von anderen anerkannt und gesehen zu werden. Deshalb ist Perfektionismus so weit verbreitet.
Andererseits: Wäre es nicht arrogant zu denken, dass irgendein Mensch bestimmen könnte, was für andere oder für die Welt tatsächlich „perfekt“ ist? Nach wessen Geschmack und Weltsicht sollte das wohl entschieden werden? Wir sehen ein, dass damit auch etwas nicht stimmen kann. Es wäre vollkommen besserwisserisch und fremdbestimmend und würde im Grunde jedem etwas überstülpen. Es bliebe wenig Raum für eigene Gestaltungsmöglichkeiten. Wenn alle alles perfekt machen wollten, dann müssten ja alle alles auf die gleiche Weise machen! Wo wäre dann die Vielfalt? Wo die Unterschiede? Die Individualität? Die Menschlichkeit?
Mach es, so gut du kannst!
Menschlich sein beinhaltet für mich in diesem Zusammenhang:
- eigene Ideen entwickeln
- aus Erfahrung lernen
- das tun, was mir Freude macht
- meine eigene Erfolgsstory schreiben
- scheitern dürfen
- Dinge anders machen als andere
- gute und schlechte Tage haben
- … und und und …
Maßstab für mein Handeln sind also zuerst einmal meine Fähigkeit und mein Interesse. Entscheide ich mich dafür, etwas zu tun, dann will ich es meistens richtig gut machen. Je größer mein Interesse, um so höher lege ich die Messlatte. Dafür bin ich auch bereit, dazuzulernen, zu forschen, auszuprobieren, zu scheitern und neu anzufangen. So wird es besser und besser. Ich arbeite an mir und am Thema und setze letztlich nach meinen Vorstellungen um, was mir möglich ist. Das ist perfekt! Nicht im Sinne von etwas Allgemeingültigem, sondern in einem individuellen Sinn und getragen von der Einsicht, dass es genug ist, wenn ich das tue, was ich kann. Wenn ich mein Bestes gebe.
Wann ist es gut genug?
Wer malt, kennt das gut. Jedes Mal, wenn du auf dein Bild schaust, denkst du: Da könnte ich noch einen Pinselstrich machen, hier könnte ich nochmal eine Stelle übermalen, diese Farbe könnte leuchtender oder „besser“ sein … Aber macht das am Ende das Bild für andere Betrachter schöner oder wertvoller?
Auch wer Musik macht oder Tennis spielt, golft, näht, kocht oder einfach nur gerne macht, was er macht, will es mit jedem Mal noch ein bisschen besser machen. Wir strengen uns an, weil es Spaß macht, sich selbst zu übertreffen. Das Erfolgserlebnis fühlt sich gut an und wir stärken uns selbst damit, glauben an uns, trauen uns etwas zu und merken, dass wir etwas bewirken, wenn wir nur wollen. Aber wann ist es Zeit, Schluss zu machen und zu sagen: Jetzt ist es gut genug?
Entscheidung
Solange ich mit den Augen des Mangels hinsehe, gibt es immer etwas nachzubessern. Doch hilft das dem Ganzen wirklich? Wann ist es Zeit, die Entscheidung zu treffen, dass ich es gut sein lassen kann und meinen Erfolg genießen darf?
Zeitvorgaben kommen uns dabei auch zu Hilfe. Oft ist das Projekt zu Ende, wenn die Zeit abgelaufen ist. Dann macht es Sinn zu entscheiden, dass wir unser Bestes gegeben haben und es jetzt so ist, wie es ist. Mal perfekter und mal nicht ganz so zufriedenstellend. That’s life!
Die schärfsten Kritiker sind nicht andere. Nein, sie sitzen in uns selbst. Der innere Kritiker und der kleine Perfektionist meckern und hadern noch, wenn andere schon längst zufrieden sind. Andere Menschen, aber auch andere Stimmen in mir sagen: Ja, ist super geworden!
Die Meckerer und Haderer brauchen noch ein wenig extra Zuwendung und Anerkennung. Lassen wir sie also wissen, dass wir sie durchaus schätzen, denn schließlich unterstützen sie uns gewaltig und geben uns viel Energie. Und auch sie müssen dann lernen, dass wir den Lohn erst bekommen, wenn wir uns Zufriedenheit mit dem Ergebnis erlauben. Das ist zutiefst menschlich und schafft gute Gefühle, auf denen wir weiter aufbauen können. Dann ist am Ende doch alles perfekt.
„Egal, was andere denken, beschließe ich, dass in meiner Unvollkommenheit ein enorm hohes Lernpotential steckt.“
aus: „Der Selbstwertgenerator“ von Michael Bohne und Sabine Ebersberger
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