Sprich mit dir – in der dritten Person!
„Das Wissenschaftlerteam der Michigan State University untersuchte in einer Studie die neuropsychologischen Effekte bei Teilnehmern, die von sich in der dritten Person sprachen. Ihre These: Die notwendige psychologische Distanz für die Emotionskontrolle kann durch Aussagen über sich selbst in der dritten Person einfacher geschaffen werden. …“
Jetzt ist es auch wissenschaftlich festgestellt: Von sich selbst in der dritten Person zu reden, macht entspannter. Das habe ich jetzt in einem Blogbeitrag von NeuroNation gelesen und dort muss man es wissen. Die Menschen hinter dieser Plattform beschäftigen sich mit Entwicklung, Wissenschaft und Training rund um das menschliche Gehirn und entwickeln Programme zur Förderung der Gehirnleistung.
Die Ereignisse nicht so nah an sich ran lassen
Wünschen wir uns das nicht alle manchmal, Schmerz, Ärger, Wut und andere unschöne Emotionen nicht so heftig zu empfinden? In der angesprochenen Studie stellte sich heraus, dass die Gehirnaktivität deutlich geringer ist, wenn wir uns in einer kritischen Situation nicht fragen: Wie geht es mir?, sondern wenn wir uns stattdessen mit Namen ansprechen: Wie geht es -Name- grade? Offenbar empfinden wir dann weniger emotionale Beteiligung an unseren eigenen Emotionen!
Das heißt: Denken wir über uns selbst so nach, als würden wir über eine andere (dritte) Person nachdenken, dann fühlen wir innerlich auch einen ähnlichen Abstand, wie wir ihn zu einer anderen Person empfinden würden. Wir spüren uns und sind empathisch, halten aber ein wenig Distanz. Und das ist gut, denn mit dieser einfachen Veränderung der inneren Ansprache sinkt bereits ein wenig der Grad unmittelbarer Betroffenheit, schwer kontrollierbarer Impulse, emotionaler Überschwemmung, hilflosen Ausgeliefertseins und anderer möglicher Empfindungen. Wir nehmen Druck aus dem Kessel, reduzieren den inneren Gefühls-Stress.
Sich selbst einen guten Rat geben
Sich selbst darüber klar werden, was man tun muss – das nennt der Psychologe Prof Andreas Beelmann Selbstkontrolle. Von Natur aus sprechen die meisten Menschen mit sich selbst, wenn sie Probleme lösen möchten, sagt er. Das ist eine normale Regel für Selbstgespräche. Die Wirkung der Anrede in der dritten Person hat höchst wahrscheinlich eben genau damit zu tun, dass wir mit ein wenig Abstand uns selbst besser raten können, was zu tun ist, was wir wirklich wollen. Es hilft uns, unterschiedliche Argument abzuwägen, als hätten wir eben auch unterschiedliche Berater, die wir fragen können.
Die Studie aus Michigan zeigt in bildgebenden Verfahren nicht nur vermehrte neuronale Aktivität, sondern sie zeigt auch, dass es weniger anstrengend für das Gehirn ist, aus der Perspektive einer dritten Person mit starken Gefühlen wie z.B. Angst oder Agression umzugehen. Das sind wertvolle Informationen die helfen, zukünftig vielleicht weniger unter heftigen Gefühlen zu leiden. Das ist eine Chance, einfach und wirkungsvoll: Sprich dich selbst nicht mit „ich“ an, sondern sprich dich mit deinem Namen an! Das hilft deiner Kontrolle und Regulation der Gefühle, weil du sie mit etwas Abstand betrachten kannst und sie dich nicht alleine und vollständig ausmachen. Da ist ja noch eine Instanz, die gerade mit dir spricht!
Natürliche Kompetenz
Laut Prof. Beelmann „… sind {das} alles Kompetenzen, die ein gesunder Mensch im Laufe seiner Entwicklung sowieso lernt“, auch wenn die positiven Wirkungen auf den Entscheidungsprozess bisher nicht durch wissenschaftliche Studien belegt waren. Menschen haben dies bisher weitestgehend durch eigene Erfahrungen herausgefunden. Definitiv über die tatsächlichen hilfreichen Wirkungen jetzt Bescheid zu wissen, bestärkt uns hoffentlich alle darin, diese natürliche und doch vergleichsweise einfache Problemlösungskompetenz zukünftig bewusst auch wirklich anzuwenden, wenn es drauf ankommt.
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