Wie wird man Optimist?
Optimist zu sein, ist ein Geschenk. Wer mit dieser Veranlagung geboren wird, und dann auch noch durch das Vorbild der Eltern dazulernt, lebt ein wenig mehr auf der Sonnenseite als miesepetrige Pessimisten.
Optimismus vermittelt ein Gefühl von Hoffnung. Das gibt der Seele Auftrieb. Aus einer solch positiven Grundstimmung heraus begegnen die so Beschenkten dem Leben offen, handlungsbereit, aktiv und mit viel Zuversicht.
Die gute Nachricht ist: Auch wer nicht durch seine Gene oder Umwelt schon zu den Menschen gehört, die das Glas halb voll sehen, hat dennoch Spielraum und kann lernen, vertrauensvoller und fröhlicher in die Welt zu blicken. Es ist erlernbar, den Blick auf das zu richten, was im Glas bereits drin ist, anstatt nur auf die Leere zu starren.
Story-telling und Optimismus
In einer Studie an einem amerikanischen College wurden die Studenten angeleitet, Erfolgsgeschichten über sich selbst zu schreiben. Man wollte herausfinden, ob sie mit Hilfe von story-telling-techniques eine optimistischere Einstellung und mehr Selbstvertrauen entwickeln würden.
Zunächst wurden die Studenten darin unterwiesen, negative Gedanken (positives Denken bringt doch gar nichts) durch positive (positives Denken schafft neuen Handlungsspielraum) zu ersetzen. Sie wurden dann weiter ermutigt, sich in lebhaften Visionen bestimmte Situationen vorzustellen, z.B. dass sie einen ersehnten Job bekommen (und wie!), oder wie sie auch dann optimistisch reagieren, wenn sie diesen Job nicht bekommen. Sie sollten weiteren gefühlt negativen Situationen zumindest auch einen positiven Aspekt abgewinnen und ihn formulieren, wie z.B.: „Ich habe die Stelle in … zwar nicht bekommen, aber dafür brauche ich jetzt nicht so weit von meinen Freunden wegzuziehen.“
Positives Visionieren festigt die innere Haltung
Die Studenten führten die Schreibübung für sich selbst aus, zu Hause. Eine Woche lang sollten sie an jedem Tag für 20 Minuten die Situationen visionieren und ihre optimistischen Verhaltensweisen ausführlich schriftlich ausmalen.
Die Übung zeigte Erfolg: Die teilnehmenden Studenten hatten hinterher deutlich mehr positive Gedanken als eine Vergleichsgruppe, die nicht an dem Optimismus-Training teilgenommen hatte. Sie fühlten sich anstehenden Problemen gegenüber besser gewachsen und erzielten außerdem bessere Ergebnisse bei Aufgabenstellungen, die kreatives Problemlösungsdenken erforderten.
Wer übt, der lernt
Auch ohne Anleitung, wie sie die Studenten hatten, lässt sich Optimismus üben. Hier ist die Mein-bestmögliches-Selbst-Übung, die jeder alleine machen kann:
- Suchen Sie sich einen ruhigen Ort, an dem Sie ungestört schreiben können. Ob Sie in ein Tagebuch oder in den Computer schreiben, spielt weniger eine Rolle.
- Denken Sie über Ihr zukünftiges Leben nach und stellen Sie sich vor, wie sich alles optimal zum Besten entwickelt hat. Ganz so, wie Sie es sich wünschen würden.
- Visionieren Sie, wie Sie es geschafft haben, Ihre Ziele zu erreichen, Träume zu verwirklichen. Sehen Sie Ihre Anstrengungen und Ihre Freude vor sich, spüren Sie Ihre Begeisterung auf dem Weg und die Freude, am Ziel zu sein.
- Schreiben Sie alles auf – nicht nur, wie es am Ziel ist, sondern auch, wie Sie dort hingekommen sind.
Alle Informationen zu dem Experiment und die Übungsanleitungen habe ich dem Buch des Sozialwissenschaftlers Timothy D. Wilson entnommen: „Redirect. The Surprising New Science of Psychological Change“. Der Autor berichtet nicht nur über die durchgeführten Studien, er vorsorgt seine Leser auch mit „Gebrauchsanweisungen“ zum Selbstexperiment auf dem Weg zu erwünschten Veränderungen. Ziel aller Forschung und Übungen ist es herauszufinden, wie wir uns selbst zu glücklicheren und zufriedeneren Menschen entwickeln können.